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Wer es wagt, sie zu berühren, wird belohnt. Denn die Brennnessel ist nicht nur lecker, sondern auch ein vielseitiges Heilkraut.
Wer im Sommer häufig draußen im Grünen ist, kennt es bestimmt: Plötzlich kribbelt es auf der Haut, mitunter bilden sich sogar kleine Quaddeln. Schuld ist oft eine Brennnessel, der man im Vorbeigehen zu nahe gekommen ist. Doch wer die Pflanze bloß als schmerzendes Unkraut abstempelt, liegt falsch, denn die Brennnessel hat eine Menge positiver Eigenschaften und ist vielseitig einsetzbar – in der Küche und in der Medizin.
Vielseitige Brennnessel
Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist in ganz Europa verbreitet: Sie wird bis zu 1,5 Metern groß und gehört zur Gattung der Brennnesselgewächse. Sie findet sich hierzulande besonders oft in Wäldern, auf Wiesen, im heimischen Garten … also beinahe überall in der Natur. Für zahlreiche Tiere, darunter vor allem Schmetterlingsraupen, ist sie eine wertvolle Futterquelle.
Allerdings ist die Brennnessel viel mehr als nur ein Wild- oder gar Unkraut. So werden alle Pflanzenteile der Brennnessel therapeutisch genutzt und neben ihren leicht harntreibenden Eigenschaften lassen sich auch durchblutungsfördernde, entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkungen beobachten.
Als Grundstoff für die Papierherstellung kommt sie seit Jahrhunderten ebenso zum Einsatz wie als Faserpflanze bei der Herstellung von Kleidung oder als natürlicher Farbstoff. Die Brennnessel ist zudem reich an zellschützenden Stoffen wie etwa Flavonoiden und Phytosterolen. Und sie steckt voller Vitamine und Mineralstoffe. Die jungen, frischen Pflanzen werden daher auch in der Küche als leckere und vor allem gesunde Zutat für viele Gerichte verwendet.
Kein Wunder, dass der Pflanze unlängst eine kleine Ehre zuteilwurde: Der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, kurz NHV Theophrastus, hat die Große Brennnessel zur Heilpflanze des Jahres 2022 ernannt. Ein Grund dafür war, dass die zutiefst einheimische Pflanze so ungeheuer vielseitig nutzbar ist.
Die Sache mit dem Brennen
Was die Pflanze vor natürlichen Fressfeinden schützt, kann auch für den Menschen beim Kontakt mit den Blättern recht unangenehm sein. Sie besitzt nämlich an der Unterseite ihrer Blätter feine Brennhaare, deren Spitzen beim Kontakt mit der Haut abbrechen und in die Hautoberfläche eindringen. Dort sorgt das Nesselgift, das unter anderem aus Histamin, Serotonin, Ameisensäure und Acetylcholin besteht, für Reizungen, Rötungen und das typische Kribbeln. Doch keine Sorge, gefährlich ist das für Menschen nicht – und mit ein bisschen Geduld ist der Schmerz schnell vergessen. Auch kühlende Gele, die Sie gegen Insektenstiche in Ihrer Hausapotheke haben, helfen hier.
Traditionelle Anwendungsgebiete der Brennnessel
In der Naturheilkunde gilt die Brennnessel schon lange Zeit als wirksames Mittel bei verschiedenen körperlichen Beschwerden.
1. Harnwegsinfekte
Aufgrund ihrer entwässernden Eigenschaften sind Brennnesselblätter ein altbewährtes Mittel bei Blasenentzündungen. Bei uns in Ihrer Apotheke finden Sie eine große Auswahl an entsprechenden Produkten, zum Beispiel Tees mit getrockneten Brennnesselblättern, Kapseln mit Brennnesselextrakt oder naturreinen Brennnesselsaft. Sie sollen die Harnausscheidung erhöhen und so helfen, Harnleiter, Blase und Harnröhre gut durchzuspülen. Häufig wird die Brennnessel dabei mit anderen Heilpflanzen wie zum Beispiel Birkenblättern, Bärentraubenblättern oder Goldrute kombiniert.
2. Gutartige Prostatavergrößerung
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung gelten Auszüge aus der Brennnesselwurzel als zuverlässiges Phytotherapeutikum. Sie sollen das Wasserlassen erleichtern. Auch hier wird die Brennnessel meist mit anderen Pflanzen-Extrakten, zum Beispiel aus Sägepalmenfrüchten, kombiniert.
3. Rheumatische Erkrankungen
Zubereitungen aus Brennnesselkraut können entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken und kommen deshalb auch unterstützend bei rheumatischen Beschwerden zum Einsatz. Traditionell bewährt haben sich Kombinationspräparate zum Einnehmen mit Weihrauch, Weidenrinde und Brennnesselextrakt oder die getrockneten Blätter als Tee. Bei akuten Muskelschmerzen empfiehlt es sich, ein durchblutungsförderndes und wärmendes Gel mit Teufelskralle, Rosmarin und Brennnesselextrakt auf die betroffene Stelle aufzutragen. Das kann den Stoffwechsel anregen und Schmerzen lindern.
Haarpflege
Wer unter juckender Kopfhaut leidet, ist mit einem Shampoo mit Brennnesselextrakt und -öl gut bedient. Es wirkt entgiftend und durchblutungsfördernd und beugt Schuppen vor. Bei Haarausfall oder schütterem Haar ist auch ein spezielles Haarwasser mit Brennnesselextrakt ideal, denn es stärkt die Haarwurzel und regt zusätzlich den Haarwuchs an.
Brennnesseln in der Küche
Schon mal ein würziges Brennnessel-Pesto oder einen erfrischenden Brennnessel-Salat probiert? Das Heilkraut kann nicht nur bei körperlichen Beschwerden helfen, sondern ist auch reich an Nähr- und Vitalstoffen. Brennnesseln enthalten reichlich Vitamin C, Kalium und Eisen. Vor allem die Samen enthalten ähnlich viel Eiweiß wie Hülsenfrüchte, sodass die Brennnessel sich als gesunde Zutat in vielen Gerichten eignet. Egal ob in Salaten, Suppen und Saucen, als Smoothie oder sogar als Marmelade – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Brennnesseltee selbst machen
Hierfür einfach eine Hand voll loser Blätter mit kochendem Wasser übergießen und etwa drei bis fünf Minuten ziehen lassen. Die Blätter anschließend abseihen. Alternativ eignen sich auch getrocknete Blätter oder fertige Tees mit hochwertigen Brennnesselmischungen aus unserer Apotheke.
Ulrike Welslau,